Die Weide (Salix) zählt zu den ältesten Arzneipflanzen Europas. Bereits in der Antike empfahl Hippokrates Extrakte aus der Weiden­rinde (Salicis cortex) bei Schmerzen und Fieber. Auch Plinius, Dio skurides und Galen beschrieben verschiedene medizinische Anwendungen der Rinde. 

Die Entdeckung ihres Wirkstoffes Salicin im 19. Jahrhundert führte rasch zur Ent­wicklung synthetischer Schmerzmittel. 1828 isolierte Buchner das Phenolglykosid Salicin aus der Weidenrin­de. Zehn Jahre später stellten Chemiker aus Salicin die Salicylsäure her, die bereits als schmerzlinderndes Mittel zum Einsatz kam. Der Apotheker Felix Hoffmann entwickelte 1897 aus der Salicylsäure den Arzneistoff Acetylsalicylsäure – eines der bekanntesten Schmerz­mittel. Mit dem Siegeszug des Aspirins® verlor die Wei­denrinde therapeutisch an Bedeutung. Erst in den letz­ten Jahren rückte sie im Rahmen der modernen Phyto­therapie wieder verstärkt in den Fokus des wissen­schaftlichen Interesses. Anwendung findet die Weiden­rinde heutzutage bei leichten fieberhaften Erkältungs­- und Infektionskrankheiten, akuten und chronischen rheumatischen Beschwerden, Kopfschmerzen und bei
durch Entzündungen bedingten Schmerzen. (…)